Die Zeche als ein Teil „unserer Geschichte“
Gelegentlich begleite ich als Dolmetscherin Delegationen aus Japan ins Ruhrgebiet. Das UNESCO-Weltkulturerbe Zollverein ist ein beliebtes Kulturprogramm.
Dort dolmetsche ich die Vergangenheit der Zeche als die Geschichte des Gastgeberlandes, also als „seine Geschichte“.
Ein Besuch in der Ausstellung „Japaner im Revier - Aufbruch ins Fremde“ im japanischen Kulturinstitut in Köln hat mir aber bewusst gemacht, dass die Zeche auch ein Teil „unserer Geschichte“ ist.
In den fünfziger und sechziger Jahren wurden die japanischen Bergleute im Rahmen eines deutsch-japanischen Regierungsabkommens in das Ruhrgebiet entsandt. Die Ausstellung erzählt den Wandel des Entsendungszwecks. Am Ende des Programms war die japanische Bergbauindustrie schon dem Untergang geweiht.
Historische Zeitungsabschnitte erschienen mir als sehr interessant, kamen mir aber teilweise ironisch vor. Ironisch, weil ich dort einen Rollenwechsel sehe.
Obwohl die Zusammenhänge und Hintergründe ganz andere waren, ist die Versuchung sehr groß, damalige japanische Kumpel mit heutigen ausländischen technischen Praktikanten (外国人技能実習生)in Japan in Verbindung zu bringen.
Die Dokumentation mit Fotos und persönlichen Erinnerungen in der Ausstellungsbroschüre gab mir vieles zum nachdenken. Little Tokyo am Rhein lebt auch vom Erbe vieler unbekannter Wegbereiter aus dem Revier.
Die Ausstellung läuft nur noch bis zum 26.09.2024.
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