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Die Neutralität beim Dolmetschen

Buchtipp zum Volkstrauertag, ein stiller Feiertag.
Als Dolmetscherin möchte ich ein Buch über eine Dolmetscherin vorstellen: „Deutsches Haus" von Annette Hess.

Eigentlich bin ich von der Charakterschilderung im Buch nicht so überzeugt. Die junge Eva, die Aussagen von Zeugen in dem Frankfurter Ausschwitz-Prozess dolmetscht, ist die Hauptfigur im Roman. Sie erscheint mir zu naiv und stereotypisch geschildert zu sein. Aber ist dies alles vielleicht so gewollt.

Eva ist so-zu-sagen per Zufall im Gerichtsaal gelandet: sie ist zur Vorvernehmung eines Zeugen eingesprungen, da gerade niemand zur Verfügung stand. Zuerst war sie unvorbereitet. Um Ihr anfängliches Unwissen zu schildern, möchte ich die folgende Passage zitieren:

„Eva nahm ihr Allgemeines Wörterbuch zur Hand …<> ….. Sie schlug es auf und fand, dass es nicht Gäste, sondern Häftlinge waren, keine Herberge, sondern ein Block.“

Kurz gefasst: Sie war unbeteiligt an der ganzen Sache. Unbeteiligt zu sein an sich ist nicht so schlecht, denn die Neutralität beim Dolmetschen ist das A und O in unserem Beruf.

Im Laufe der Geschichte verliert sie aber diese Neutralität. (Ich verzichte auf die genaue Beschreibung hier, um Ihren Lesespaß nicht zu verderben.) Schließlich kündigte sie ihre Stelle.

Und genau dieser Wandel von der Unwissenheit zur Betroffenheit ist das Hauptthema des Buches. De Allegorie der Vergangenheitsbewältigung für die Nachkriegsgeneration ist hier leicht abzulesen.

Die Neutralität beim Dolmetschen in solchen historischen Verhandlungen ist ein schwieriges Thema. Der Roman „Two homelands (Futatsu no Sokoku)“ von Toyoko Yamasaki ist auch lesewert, wenn man die Rolle der Dolmetscher (Monitor) in den Tokioter Prozessen erschließen möchte.

Viel Spaß (und Nachdenken) beim Lesen!

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